Ein verschollenes Beethoven Gemälde.

Durch Zufall fiel mir ein Aufsatz aus dem Jahre1961 des hervorragenden Beethoven Forschers Dr. Franz Glück in die Hände: Glück, Franz: W. J. Mählers Beethovenbildnisse und seine Porträts anderer Persönlichkeiten. In: alte und moderne Kunst, österreichische Zeitschrift für Kunst, (Kunsthandwerk und Wohnkultur. 6. Jg. 1961. S 11 – 16.)

Beethoven am Landwehrkanal in Laxenburg

Glück war mit dem damaligen Stand der Beethoven Ikonographie ausgesprochen unglücklich. „Vierzig Jahre hat einer vom andern abgeschrieben, und alles geht auf die beiden Bücher von Theodor Frimmel zurück, deren Veröffentlichung seinerzeit gewiss eine verdienstvolle Tat war Beethovenstudien I: Beethovens äußere Erscheinung, Seine Bildnisse, München und Leipzig 1905. – Beethoven im zeitgenössischen Bildnis, Wien 1923.  Es bleibt auch von Frimmels Forschungsergebnissen nicht allzu viel: Aus: Festschrift Otto Erich Deutsch zum 80. Geburtstag am 5.9.1963. Bärenreiter, 1963; S. 203

Brigitte Rath am Landwehrkanal in Laxenburg

Unter Dr. Franz Glücks Leitung des historischen Museums der Stadt Wien gelang es 1960 das 1804 oder 1805 entstandene Bildnis Beethovens von W. J. Mähler zu erwerben. Das Interesse Glücks wuchs, und führte ihm zu einem ANDEREM, möglichen Beethoven-Gemälde Mählers, über das er 1961 in bereits zitiertem Zeitungsaufsatz schrieb, aber in seiner Deutsch-Festschrift nicht mehr erwähnte. Warum ist auch klar, es soll Beethoven von hinten zeigen, ist also als ikonographisches Objekt für die Beethovenforschung wenig brauchbar.

Glück schreibt: Noch ein weiteres Bild ist heute nicht mehr nachweisbar, das sogar von höherem Interesse wäre, da die Behauptung, da? Beethoven darin als Staffagefigur verwendet wurde, viel Wahrscheinlichkeit für sich hat. Diese einzige Landschaft Mählers, von der wir wissen, kann ich aber nach Frimmels wenig guter, viel zu harter Abbildung in den „Studien und Skizzen zur Gemäldekunde: Hrsg. Von Theodor Frimmel. – Wien Gerold . Bd. 4 (1918), S. 52 – 55. Auch zitiert in der Datenbank des Beethovenhauses in Bonn: (Z 304 m/1, HCB P/ 1913 Stud, Sammlung H. C. Bodmer“) wenigstens im Bild zeigen. Es ist eine Stelle im Laxenburger Park an dem ehemaligen Steg über den Forstmeisterkanal darstellt, wie es den Anschein hat, kompositionell etwas steif; es mag aber wohl sein, dass die schlechte Photographie, auf der der Wasserfall des Baches wie ein ungegliederter weißer Fleck erscheint, den Eindruck verfälscht. Das Bild war in der Sammlung Henriette Dux (so Frimmel, der aber auch von dem „Ehepaar Dux“ spricht. Später wird im Katalog der Beethoven-Ausstellung 1920, Nr. 88, Ludwig Dux als Besitzer genannt. (Keine Abb. im Katalog.) Laut Frimmel war das 43,5 x 34,5 cm große Bild „Mähler p“ signiert. Es ist seither verschollen.

Einen weiteren Hinweis auf Henriette Dux gibt Frimmel in seinem Beethovenjahrbuch, Erster Band, 1908, S 191 – 193. „ Dem gütigen Entgegenkommen einer kunstsinnigen Dame, der Frau Henriette Dux in Wien verdankt das Beethovenjahrbuch sein Titelbild. Es stellt eine alte, datierte und signierte Wiederholung der Büste von Anton Dietrich dar, einem Künstler, der um 1820 Beethoven gezeichnet und modelliert hat………..Diese Variante ist durch Frau H. Dux (Auch zitiert in der Datenbank des Beethovenhauses in Bonn: Nc 6/ 1908 Beet, HCB Nc 6/ 1908 Beet, Sammlung H. C. Bodmer, Sammlung Herbert Grundmann. ) vor kurzem aus dem Nachlasse des Doktors Adolf von Marenzeller in Wien erworben worden.

Wer waren nun Henriette und Ludwig Dux? Als erstens boten sich folgende Person an: Ludwig Dux (1845 – 1919), nobilitiert mit „Doczy“, ung. Adelst., Schönbrunn 8.6.1878, ung. Baronat Budapest 12.5.1900 mit dem Prädikat „de Német.Keresztúr, verh. 1896 mit Helene (Abweichung!) Mayer Edle von Gunthof (1862 – 1930). (Docszi (Dux) aus Deutschkreuz, erst. von G. Gaugusch 2001, Adler Bibliothek G 108/Docszi (Stammbaum Docszi (Dux) aus Deutschkreuz, erst. von G. Gaugusch 2001, Adler Bibliothek G 108/Docszi.)

Nach tel. Auskunft 8.5.2007 (01/712 31 01) von Peter, Baron Doczy de Nemet-Keresztur (1931 – ) (Stammbaum Docszi (Dux) aus Deutschkreuz, erst. von G. Gaugusch 2001, Adler Bibliothek G 108/Docszi) können seine Großeltern Ludwig Dux und Helene (geb. Mayer von Gunthof) nicht in Frage kommen, da sich die Familie bereits ab der Nobilitierung 1878, (Baronat 1900,) sich Docszy benannten, und ihm keine Beethoven – Bildnisse im Familienbesitz bekannt waren. Laut seiner Auskunft waren die Familien Dux in Deutschkreuz beheimatet.

Bekannt in Deutschkreuz war Salman Dux, Gemeindevorsteher, publiziert o. J.! ( Soitzer, Shlomo: Die jüdische Gemeinde von Deutschkreuz. Böhlau Verl, o. J). Über burgenländische vertriebene Juden schrieben: Gert Tschögl, Barbara Tobler, Alfred Lang (Hg.) (Erinnerungen burgenländischer Juden und Jüdinnen. Verlag Mandelbaum, Wien.)

In diesem Buch ist ein Aufsatz von Natalie Gluck geb Dux über ihre Kindheitserinnerungen und Leben, vor allen in England. Leider sind in beiden Publikationen keine weiterführenden Informationen.

Im Lehmann`s Wiener Wohnungsanzeiger sind Henriette Dux und Ludwig Dux unter der Adresse VIII/1 Neudeggergasse 5 nachweisbar. Henriette von 1910 bis 1920, Ludwig von 1910 bis 1921. Ab 1916 mit folg. Text: Bes. d. bayr. Mich. O. 4 (Verdienstorden vom hl. Michael, 5 Klassen, Stifter: Joseph Klemens, Kurfürst von Köln, 29.9.1693. Abb. im Meyers Gr. Konv. Lex. 1906, Bd. 15.) Diese Daten decken sich mit der Friedhofsauskunft der IKG Wien.

Dux Henriette 52 Jahr(e)  11.02.1920, 13.02.1920 Zentralfriedhof IV. Tor, (Grab) 6/8/33, Dux Ludwig 68 Jahr(e) 21.07.1922, 23.07.1922 Zentralfriedhof IV. Tor, (Grab) 6/8/33 Geschäftszahl A IV 172/20; dem Notar H. Neunkirchen zur Errichtung – Ergänzung und Vorlage binnen 14 Tagen, (Stempel): Bezirksgericht Josefstadt (Rest unleserlich) von Henriette Dux, geb. Dux (Eltern: Jakob Dux und Betty Dux, beide längst verstorben, nähere Daten derzeit nicht bekannt), mos., errichtet 26.2.1920 in Wien, informiert von 2 Söhnen: Friedrich Dux, geb. 1895/8/6, Bankbeamter; Karl Dux, geb. 1896/4/11, Hochschüler; beide (leben) beim Vater.  Laut Einanwortungsurkunde erben: Ludwig Dux Einviertel, die erbl Kinder Friedrich u. Karl je drei Achtel. In der Vermögensaufnahme befinden sich außer den folgenden Einrichtungsgegenständen (ausgen. Barvermögen u. Anleihen, div. Lose) keine weiteren beweglichen Güter: Wohnungseinrichtung, Kleider u. Wäsche (Mangels eines Nachlaßvermögens findet eine Verlassenschaftsabhandlung nicht starr . 27.2.1922 ,Dr. Kulka, Dr. Neunkichen als Notar, Zeugen: Hermine Grei(l)? Die Todfallaufnahme (Geschäftszahl A IV 722/23, dem Notar Zeithammer (?) zur Errichtung – Ergänzung – und Vorlage ….(Stemlel unleserlich) von Ludwig Dux, mos., errichtet 18….(unlerserlich) (Wien). Privatier, mos., werden ebenfalls obige Söhne erwähnt. Friedrich als Bankbeamter, Karl als Techniker, selbe Adresse. Beide Söhne werden Testamentarisch (Wien 5. Juni 1922) enterbt, nach Einigung zwischen den Söhnen und den Erben – den beiden Schwestern von Ludwig Dux – Minna Krakauer geb. Dux, XIII. Neue Weltg. 21 od. 23 Fanny Bruckner geb. Dux, I. Obere Donaustrasse 37, (oder ihren Erben Dr. Richard Bruckner) Erben beide Schwestern je 20% die Söhne je 30%. Testamentarischer Nachtrag: Möbel ohne Bilder und diverser Wäsche meiner Wohnung sind Eigentum meines Sohnes Karl.

Warum Ludwig Dux seine Söhne enterbt hatte, ist unbekannt. Jedenfalls geschah dies nicht wegen Glaubenswechsel der Söhne vor 1914. (Staudacher Anna L.: Jüdisch-protestantische Konvertiten in Wien 1782 – 1914, Verl. Peter Lang 2004, Frankfurt a. M.) Der Verbleib des Beethovengemäldes bleibt unbekannt.

Da die Eltern von Henriette Dux in der Todfallsaufnahme als Jakob und Betty Dux angegeben werden, kann Rosa Dux (siehe Pate) nur die Mutter von Ludwig Dux sein. Leider werden auf der Pate als Kinder auch die Ehepartner erwähnt.

In der Friedhofsauskunft der IKG konnte Rosa Dux nach dem Sterbedatum der Pate eruiert werden, im selben Grab liegen 2 weitere Personen die ebenfalls dazupassen – siehe Dux Genealogie.

Dux Ignaz Dr. 53 Jahre 08.09.1918,  11.09.1918  Zentralfriedhof 1. Tor (Grab) 19 1 63

Dux Josef  75 Jahre 04.02.1902   Zentralfriedhof 1. Tor (Grab) 19 1 63, Dux Rosa 80 Jahre 19.10.1914,  21.10.1914  Zentralfriedhof 1. Tor (Grab) 19 1 63

Beginn der Dokumentation.

Testamentserben: Die 2 gj Schwestern: 1) Minna Krakauer geb. Dux, XIII. Neue Weltg. 21 od. 23. 2) Fanny Bruckner geb. Dux, I. Obere Donaustrasse 37, oder ihren Erben Dr. Richard Bruckner 13. 1 Handschriftliches Testament, ddo 5. Juni 1922(?)

AUSWEIS über das Testament des am 21.Juli 1922 in Wien VIII. Neudeggergasse 5 verstorbenen H. Ludwig Dux ddto. 5. Juni 1922, kundgemacht am 19. August 1922. II. Verfüge ich, dass meine beiden Söhne Friedrich Dux und Karl Dux weder an meinem Leichenbegängnis teilnehmen dürfen, noch dürfen sie meine Grabstätte betreten.

Zu II. Von dieser Anordnung wurden die erblasserischen Söhne, H. Friedrich Dux und H. Karl Dux in Kenntnis gesetzt.

III. Zu Universalerbinnen meines wie immer gearteten Vermögens ernenne ich meine beiden Schwestern: Frau Minna Krakauer, wohnhaft XIII. Neueweltgasse 21 oder 23. oder ihre Erben II, Frau Fanny Bruckner, wohnhaft II. Obere Donaustraße 37 oder ihren Erben Dr. Richard Bruckner

Zu III. Diese Anordnung wurde dadurch befolgt, dass die erbl. Schwestern Fr. Minna Krakauer und Fr. Fanny Bruckner hg. Zur G.Z.A IV 722/2/3 um sich auf Grunde dieses Testament zum Nachlasse Erbserklärten.

IV.  Meine beiden Söhne enterbe ich vollständig.

Zu IV. Dieser Bestimmung gegenüber haben die erbl. Söhne hg. A. 4. Oktober 1922 die Erklärung abgegeben, dass sie das Testament als ungültig betrachten und für alle Fälle den Pflichtteil beanspruchen. Zur Vermeidung eines langwierigen Prozesses zwischen nahen Verwandten von für jeden Streitteil zweifelhaftem Ausgange verständigten sich die Erbinnen mit den erbl. Söhnen dahin, dass erstere je 20%, letztere je 30% des Nachlasses erhalten. Der erbl. Wille erscheint demnach insoweit erfüllt, dass den erbl. Söhnen nur ein Teil des Nachlasses zufällt.

V. Zum Abhandlungspfleger und Testamentsvollstecker bestelle ich Herrn Dr. Richard Kulka, Rechtsanwalt in Wien, Mariahilferstrasse 109.

Zu V. Diese Anordnung wurde in der Weise beobachtet, dass  Herr Dr. Richard Kulka die Abhandlung durchführte.

NACHTRAG. Möbel ohne Bilder und diverse Wäsche meiner Wohnung sind Eigentum meines Sohnes Karl.

Zum Nachtrag: Dieser Erklärung wurde in der Weise nachgekommen, dass die Möbel und die Wäsche in der erbl. Wohnung nicht in den Nachlass aufgenommen wurden.

Hiemit erscheint das obige Testament als befolgt ausgewiesen. Wien 11. Juli 1923.

(Unterschriften:) Mina Krakauer, Fanny Bruckner, Dr. R. Kulka als Abhandlungspfleger und Testamentsvollstrecker. 

DUX Genealogie

Wesentlich wären nun auch Hinweise aus dem Nachlass des verst. Dr. Franz Glück. 1982 kam seine Bibliothek mit fast 20.000 Büchern und 500 Zeitschriftenartikeln in das Deutsche Literaturarchiv in Marbach.

Siehe: Bendt, Jutta: Die Bibliothek Glück: Vorstellung einer Wiener Sammlung; mit Titelkarten auf Mikrofiche als Beil./ Jutta Bendt. – Marbach am Neckar: Dt. Scillerges. , 1998. – 93 S.: III., Mikrifiche-Beil.

(Verzeichnisse, Berichte, Informationen/Deutsches Literaturarchiv; 20), ISBN 3-929146-44-4

(Aus: Mitteilungen der Vereinigung österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare. Jg. 51.,1998, Heft 3-4, S. 172)

  Nicht geklärt ist momentan, ob auch seine Manuskripte nach Marburg gegangen sind. Seine ehem. Arbeitsstätte, das Museum der Stadt Wien hat KEINEN Nachlass. 

Deutsches Literatur Archiv Marbach    Referat Forschung   forschung@dla-marbach.de

Nach vielen Jahren Forschung könnte das Ergebniss besser sein – ist es aber leider nicht. Darum abgeschlossen Anfang 2023 von Peter Rath© in Wien. Mein Dank gilt unzähligen Informanten, denen ich ziemlich auf die Nerven gegangen bin.