Beethoven und Mauer bei Wien?

Ganz klar, Ludwig van Beethoven wohnte nie in Mauer, der nächste Ort, Rodaun wurde nur in einem Beethoven Brief von einem Arzt wegen einer Kur erwähnt. Doch gibt es eine Beziehung zwischen Beethoven und Mauer. Für die Kunstauktion „Alte Meister“ des Wiener Dorotheum am 22. März 2001 war ein großformatiges, unsigniertes und undatiertes Bildnis einer bedrückend schönen, jungen Frau aus bester Familie zur Versteigerung eingebracht worden. Auf der Rückseite des Bildes sind einer alten Familientradition folgend Name und Lebensdaten der Dargestellten Vermerkt: Barbara (Edle) von Tschoffen 1772-1847, sowie der Hinweis: Schülerin Beethovens.

Barbara von Tschoffen

Das Portrait ist in der Literatur nicht unbekannt und wird Heinrich Füger zugeschrieben. Es befand sich noch vor dem Ersten Weltkrieg zusammen mit dem als Gegenstück anzusprechenden, von Füger signierten und mit 1795 datierten Portrait des Gemahls der Dargestellten, des Großhändlers Bernhard (Edler) von Tschoffen, im Besitz der Nachfahren des berühmten kaiserlichen Hofjuweliers Franz von Mack. Obwohl das Bildnis weit über ein Dezennium vor der Abfassung des „Briefes an die unsterbliche Geliebte „entstanden war, wurde Barbara (Edle) von Tschoffen im Auktionskatalog wohl wegen des (unbewiesenen) Hinweis auf den Unterricht bei Beethoven in die Nähe der bis heute unbekannt gebliebenen Adressatin des Beethoven-Briefes von 1812 gerückt.

Wer aber war Barbara (Edle) von Tschoffen? Achtzehnjährig hatte die Tochter des reichen und kunstsinnigen Bankiers aber auch einflussreichen Freimaurers Johann Baptist von Puthon am 21. August 1791 den um fünf Jahre älteren Bernhard (Edler) von Tschoffen geheiratet, der eben wegen seiner Bemühungen um die Realisierung des Wiener Neustädter-Kanals zwischen Wien und Triest wirtschaftspolitische Bedeutung erlangt hatte.

Sie entstammte einem dem Kunst- und Musikleben Österreichs, stets aufs engste verbundenen Haus. Ihr Bruder, der Großhändler und Bankier Johann Baptist Freiherr von Puthon d.J. (1773-1839) betätigte sich als Mäzen und Kunstsammler, dessen Gattin Antoniette geb. von Lilien (um 1772-1824), war als Clementi-Schülerin eine großartige Pianistin und zählte zu Beethovens engeren Freundeskreis (Th. Frimmel, Beethoven-Handbuch, Bd. 2, Leipzig 1926, S. 31 f.)

Auch Barbara, seit 1791 mit Bernhard von Tschoffen verheiratet, wurde als hervorragende Klavierspielerin gerühmt. Leopold Kozeluch (1752-1818) widmete seiner Schülerin die drei Klaviertrios Partie IV von 1787. Diese Auszeichnung zählte umso mehr, da es sich bei Leopold Kozeluch als kaiserlicher Kammerkompositeur sowohl um eine anerkannte Autorität als Klavierpädagoge, als auch um einen damals äußerst beliebten Komponisten handelte. Die musikalischen Gesellschaften von Barbara von Tschoffen waren bekannt und beliebt.

Am 26. März 1787 wurde Engelbert Tschoffen (der Vater von Bernhard) in Ansehung der von ihm sowohl durch Errichtung zweyer ansehlicher Fabriken in Ebersdorf …. Als auch wegen anderer vielfältiger zum Besten des erbländlichen Handels gemachter Unternehmungen, in den Adelsstand mit dem Titel „Edler von“ erhoben.      

Friedrich Heinrich Füger, (German, 1751–1818), Bildnis Maria Carolina Barbara Claudia von Tschoffen in einer Landschaft stehend. Öl auf Leinwand, größe: 109.5 x 85.5 cm.

Fertiggestellt Oktober/November 2022 in Wien mit freundlicher Hilfe der „Maurer Heimatrunde (Karl Buberl, Ing. Heinz Böhm) Joseph Gmeiner (ÖNB) und Dr. Sieghard Brandenburg (1938-2015) und Peter Rath©.