Beethovens Garten in Hetzendorf

Als Hetzendorfer in der dritten Generation ist es mir eine Freude, zu Ludvig van Beethovens vermutlich dritten Aufenthalt in unserer Gemeinde im 12. Wiener Gemeindebezirk ein wenig beizutragen. 

Im Jahre 1817 erwarb Sigismund Freiherr von Prónay de Tót-Próna et Blat(h)nitza  (1780-1848) die Liegenschaft in der Hetzendorfer Straße  75a (beim drtten Beethoven Besuch in Hetzendorf noch Nr. 32) um 35.000 Gulden. (Eltern: Gabriel I. Freiherr von Prónay 1784-1811 u. d. Karoline Freiin von Podmaniczy † 1830). Prónay Beschäftigte sich intensiv für Botanik und ließ einen Biedermeiergarten anlegen, der sehr bekannt wurde. Er spezialisierte ich auf die Züchtung seltener (englischer) Pelargonien, Camellien (Cameel, [beschrieb als Erster die Kamelie] verw. m. dem Begründer des „Schwarzen Kameels, Am Hof), Azalea indica (und war etwas später Vizepräsident der neugegründeten Gartenbaugesellschaft. Sein Garten zählte zu den bestgepflegtesten und prachtvollsten Gärten seiner Zeit in der Umgebung Wiens. Zitiert wird ein „Obergärtner, so hat es offenbar viele Gärtner gegeben). U. a. Preisträger der Blumen Ausstellung 1837 der Gartenbaugesellschaft zu Wien. Für Studierende der Wiener Universität stellte Prónay seinen Garten zu Verfügung.

Im Hause wohnte auch Ludvig van Beethoven vom 17. Mai bis 13. August 1823 in vier Zimmern, die er für 100 Gulden gemietet hatte. Im Gemälde von Carl Gustav Krause (Deutscher Landschaftsmaler geb. Bonn 1.9.1892, gest. ?) und Idee von Emil Wawra (Schriftsteller in Wien geb. 1896, gest. ?) sind vier Zimmer mit Fenster, Blick auf den Garten! Im Beethovenhaus in Bonn ist das Gemälde noch nicht (11.2022)  bekannt.

Er wurde hier von Franz Grillparzer besucht, da die Künstler gemeinsam eine Oper planten, die allerdings nicht zustande kam. Dieses Ereignis wurde von Grillparzer in seinen Erinnerungen an Beethoven, geschildert. Beethoven schrieb hier an seiner 9. Symphonie. Er wurde vom Hausherrn sehr verehrt, dennoch hielt es Beethoven in diesen Haus nicht lange.

1839 verkaufte Sigmund Freiherr Prónay de Tót-Próna et Blatnitza  seinen Besitz an Dominicus  (Dominic) Graf Bethlen von der Ikar (1725-? Verheiratet mit Maria Wesselény van Hadad, Kind Suzanne 1754-1797). (Bethlengasse in Hetzendorf). Für den Bau der Südbahn musste dieser einen Teil des Gartens abtreten. Der endgültige Niedergang der Anlage erfolgte unter der Familie Sochor, die seit 1879 Besitzer wurde. Sie parzellierten 1885 den Garten, und es entstanden durch die Valerie-Cottage-Gesellschaft Villenbauten. 1915 wurde auch das historische Gebäude abgerissen. (Wikipedia).

Stammtafel der Familie Prónay de Tót-Próna et Blatnitza ist im Wurzbach nachzulesen. Für die Familie gibt es in ANNO 6.936 Ergebnisse.

Sochor: vermutlich kaufte Josef Sochor 1841-1875 die Anlage von Graf Bethlen. Er heiratete 1875 Josefa Kafka, Kind: Anton Ignaz Sochor 1878-1925. Später verh. mit Anna Pelikan 1881-1920. Deren Kinder: Anton August 1902-1970; Ignaz Josef 1904-1984; Bronislawa Emilie Maria 1905-1905; Lepold Ferdinand 1906-1985; Stefanie 1911-1995; Karl 1913-?

[Beethovens 1. Aufenthalt in Hetzendorf war vermutlich um 1800, wo er auch – vermutlich – in der Villa des Grafen Christian August von Sailern, 2. Aufenthalt vermutlich im Sommer 1805. Seine damalige Wohnstätte lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen (Gallhof? Der Gallhof war ab 1803 nicht mehr Seilerischer Besitz). Damals hatte Beethoven drei Wohnungen zu gleicher Zeit: seine Dienstwohnung im Theater an der Wien, die im Pasqualatischen Hause, wo er meist arbeitete, und die in Hetzendorf.

Von letztgenannter (3.) ging er nach Schönbrunn und arbeitete dort an seiner Oper Fidelio  „in derselben gabelförmigen Linde im Schönbrunner Garten sitzend, wo er vier Jahre früher (also auch während seines Aufenthaltes in Hetzendorf, in der Villa des damaligen Herrschaftsbesitzers Freiherr Sigismund Prónay de Tót-Próna et Blatnitza, Hetzendorfer Strasse 75, damals die Nummer 32.]  

Entstanden Ende 2022 unter Mitarbeit des Bezirksmuseum Meidling, Herrn Prof. Hans W.  Bousska, dem sehr dankbar bin für die vielen Informationen und das Ölgemälde. Zusammengestellt von Peter Rath©.